In der August-Ausgabe des neuen Geislinger Stadtmagazins koi (Ausgabe 159) können Sie ein Interview mit unserem Geschäftsführer Dr. Micha Alexander Lege zu vielen interessanten Themen aus unserem täglichen Umfeld im Bereich Transport und Logistik lesen.
Neben Fragen zu den Auswirkungen der Corona-Zeit und dem Fachkräfte-Mangel, werden dabei auch Inhalte zu den Zukunftsthemen Digitalisierung und Klimaschutz besprochen. Viele neue Technologien werten die Berufe und Tätigkeiten in der Logistik stetig weiter auf und und bieten so interessante, vielseitige und spannende Perspektiven für das Berufsleben.
Lesen Sie das Interview in der Ausgabe des Stadtmagazins oder nachfolgend hier bei uns in diesem Beitrag.
» Lieber Herr Dr. Lege,
vielen Dank für Ihre Zeit. Sie leiten das Unternehmen gemeinsam mit Dr. Andreas Bühler. Ich persönlich bin immer sehr stolz, wenn ich irgendwo in Europa einen LKW der Firma Wiedmann & Winz auf den Straßen sehe.
Über wie viele LKW und Mitarbeiter verfügen Sie?
Ich freue mich auch immer, wenn ich einen unserer blauen LKW sehe. Wir bringen täglich bis zu 200 LKW auf Europas Straßen zum Einsatz, davon 100 eigene. Aktuell haben wir 400 Mitarbeiter, davon 20 Auszubildende.
» Welches ist die weiteste Strecke, die Ihre Fahrer zurücklegen?
Wir sind in ganz Europa unterwegs. Die aktuell weiteste Strecke führt in die Nähe von Bilbao. Dort versorgen wir täglich von unserem Standort Hockenheim aus einen großen Fahrzeugbauer mit Teilen (1.438 Kilometer).
» Wie viele Kilometer fahren Ihre Fahrer im Jahr kumuliert?
Ca. 25.000.000 Mio.
» Viele Speditionen arbeiten nach wie vor sehr analog. Die Vorteile der Digitalisierung sind eigentlich allen bekannt, aber viele wissen nicht, wie man das Thema umsetzt. Wie macht man also den ersten Schritt in Richtung Digitalisierung?
Wiedmann & Winz hat bereits im Jahr 2000 in Zusammenarbeit mit Daimler als erstes Unternehmen in Europa das digitale Telematik-System FleetBoard getestet und zum Einsatz gebracht. Dieses System überträgt ständig relevante Informationen wie die Fahrzeugposition, Fehlermeldungen aus dem Motor oder Ankunftszeiten (ETA) an unsere Zentraldisposition in Geislingen. Mit unseren Telematiksystemen schicken wir aber auch Aufträge ins Fahrerhaus und der Fahrer meldet seinen aktuellen Beladungsstatus zurück. Wir erhalten zudem viele Daten zur Fahrweise des Fahrers, die wir nutzen, um das Verbrauchsverhalten zu optimieren. Mittlerweile investieren wir nahezu genauso viel in unsere IT-Landschaft wie in neue LKW.
Wichtig ist, dass man sich dem Thema Digitalisierung von der Chancenseite her nähert. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Unternehmen müssen prüfen, mit welchen digitalen Lösungen sie ihre eigenen Abläufe und Prozesse ihrer Kunden effizienter gestalten können.
» Haben Sie selber den LKW-Führerschein?
Ja, den konnte ich noch bei der Bundeswehr machen.
» Die teilweise schon jahrzehntelange Treue und Loyalität vieler Kunden zu Wiedmann & Winz ist nicht selbstverständlich. Wie halten Sie Ihre Kunden?
Unsere Kunden schätzen die absolute Kundenorientierung unseres mittelständischen Familienunternehmens. Hinzu kommt: Mit ständigen Innovationen und einem hohen Maß an Qualität wollen wir immer „einen Tick besser“ sein als der Wettbewerb.
» Eine Herausforderung für Speditionen sind die Klimaziele. Viele Unternehmen zweifeln daran, ob diese zu erreichen sind. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Wiedmann & Winz bringt im Herbst seinen ersten batterieelektrischen LKW zum Einsatz. Wir stehen ganz klar zu unserer Verantwortung für das Klima. Die E‑Mobilität bleibt die zentrale Technologie, um die Klimaziele im Verkehr zu erreichen. E‑Trucks mit Brennstoffzelle oder Batterie und auch Wasserstoff-Verbrennungsmotoren werden sich aber langsamer durchsetzen, als angenommen. Ohne auf die Branche, Hersteller, Netzbetreiber usw. zu hören, wurde in weiten Teilen de facto ein Diesel-Verbrenner-Verbot erlassen. Das ist wie schon bei der Heizwende Politik auf dem Reißbrett. Derzeit fehlen wichtige Voraussetzungen für die Antriebswende. Etwa bei der Ladeinfrastruktur, der Tankinfrastruktur, den Rohstoffen für die Batterieproduktion bei der Stromversorgung und den Genehmigungsverfahren. Für unsere Einsatzzwecke geeignete Fahrzeuge kommen erst langsam auf den Markt. Aktuell haben wir keine Möglichkeit, eine auf Batteriefahrzeuge umgestellte Flotte an unserem Standort in den Neuwiesen zu laden. Es fehlt einfach das entsprechende Netz. Dennoch können wir in der Übergangszeit viel fürs Klima erreichen. Zumindest für diese Zeit fordern wir den Einsatz von CO2-neutralen Kraftstoffen wie HVO100, Bio-LNG und CNG sowie E‑Fuels. Nur mit ihnen werden wir – und zwar mit heutiger Motorentechnik und aktueller Tankinfrastruktur – die Klimaziele im Straßengüterverkehr kurz- und mittelfristig erreichen.
» Wie bringt man Speditionen dazu, in neue Technik und Fahrzeuge mit alternativen Antrieben zu investieren?
Die Flottenbetreiber werden erst dann umstellen, wenn sie darauf vertrauen können, dass die Antriebswende in der Praxis auch funktioniert. Es geht schließlich um nicht weniger als die Existenz der Unternehmen. Sie und sonst niemand müssen die Zeche bezahlen, wenn es schiefgeht. Entscheidend ist aber auch, dass diese Fahrzeuge im Vergleich zu den Diesel-LKW wettbewerbsfähig sind.
» Vor zwei Jahren hat Corona die Welt verändert. Inwiefern hat die Pandemie auch Ihr Unternehmen beeinflusst. Sind Sie ein Gewinner oder Verlierer der Krise?
Die Pandemie war insbesondere für unsere Fahrer eine schwere Belastung. Einerseits haben sie die Wirtschaft am Laufen gehalten. Andererseits waren sie vielfältigen Belastungen ausgesetzt. Auf den Rastplätzen, aber auch direkt an den Abladestellen. Zum Glück haben wir durch Corona keine Mitarbeiter verloren. Trotz aller Schwierigkeiten sind wir während der Pandemie weitergewachsen.
» Der Fachkräftemangel ist auch in der Logistik-Branche längst angekommen. In Deutschland fehlen 60.000 bis 80.000 Berufskraftfahrer. Wozu das führen kann, hat man kürzlich in England gesehen. Nach dem Brexit gab es dort einen enormen Fahrermangel. Wie ist hierzu bei uns der Stand?
Der Fachkräftemangel ist kein spezifisch britisches Problem, sondern ein europäisches – und damit auch unseres. Seit Jahren sagen immer mehr Fahrer der Kabine Lebewohl als neue einsteigen. Über ein Drittel der Berufskraftfahrer in Deutschland ist älter als 55 Jahre.
» Könnte hier das Gleiche passieren wie in England, dass plötzlich nichts mehr geht, weil die Fahrer fehlen?
Wenn es so weitergeht, sind auch bei uns Lieferketten und Versorgung von Industrie und Bevölkerung bedroht.
» Wo genau liegt das Problem, dass immer weniger diesen Beruf ausüben wollen? Liegt es an der Bezahlung? Diese ist, so wurde mir von einem Fahrer gesagt, viel besser als manche annehmen.
Um wieder mehr Männer und Frauen für die Arbeit am LKW zu begeistern, sind zunächst alle am Transport Beteiligten gefordert. Denken Sie nur an die Situation an den Rastplätzen (40.000 fehlende LKW-Parkplätze, alte Infrastruktur) oder an den Rampen (Wartezeiten, Umgangston). Natürlich muss auch die Bezahlung stimmen, niemand kann es sich heute eigentlich mehr leisten, Fahrer schlecht zu bezahlen. Die Lohnentwicklung kennt auch seit Jahren nur eine Richtung. Letztendlich setzt der Frachtmarkt aber leider Grenzen.
» Wie finden Sie neue Fahrer?
Durch unsere Ausbildung, Personalmarketing und den Ausbau unserer Personalabteilung schaffen wir es in den meisten Fällen, offene Stellen zu besetzen. Neben einer guten Bezahlung setzen wir auf attraktive Rahmenbedingungen. Dazu gehören moderne und bestens ausgestattete Mercedes-Benz-LKW mit großem Führerhaus, Massagesitzen, Standklimaanlage, Kühlschrank und einer Relaxzone auf der Beifahrerseite. Wir kaufen immer Fahrzeuge mit dem aktuell höchsten Sicherheitsstandard (Active Break Assistent, Spurassistent, Abbiegeassistent). Zur Sicherheit gehört aber auch ein optimal gewartetes Fahrzeug in unserem Technik-Center. Unsere Disposition versucht persönlichen Belange der Fahrer wie die Übernachtung zuhause oder den Zahnarzttermin zu berücksichtigen. Wir stellen für unsere Fahrer auch Wohnungen zur Verfügung. Noch in diesem Jahr wollen wir mit dem Bau eines Boardinghouses beginnen, in dem die Fahrer ihre Ruhezeiten verbringen können.
» Wiedmann & Winz ist ja weit mehr als ein Transportunternehmen. Welche Bereiche bieten Sie sonst noch an?
Neben europaweiten Transporten bieten wir im Rahmen unserer Kontraktlogistik an verschiedenen Standorten auf insgesamt 70.000 m² Logistikfläche umfangreiche Dienstleistungen an. Wir lagern, kommissionieren, verpacken, montieren, machen umfangreiche Qualitätsprüfungen und kümmern uns um Zollabwicklungen. Zum Beispiel werden von unserem Logistik-Center Eislingen aus für die WMF Hotels und die Kabinen ganzer Kreuzfahrtschiffe bestückt. Wenn Busse von Daimler Buses vom Band rollen, dann haben wir zuvor viele große und kleine Teile dazu beigetragen. Wir übernehmen aber auch logistische Aufgaben bei unseren Kunden vor Ort. Dazu gehört neben dem innerbetrieblichen Transport die Ver- und Entsorgung von Maschinen sowie die Übernahme des Versands. Ein anderes Beispiel ist die Teileversorgung für die Fließbänder der Automobilindustrie aus unseren Logistikzentren heraus. Ein interessantes neues Geschäftsfeld ist die Lagerung von Gefahrstoffen.
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